Wenn du dich für ein Kunststudium bewirbst, hast du meist die Wahl zwischen einer staatlichen und einer privaten Uni oder Hochschule. Privaten Schulen wird oft nachgesagt, dass sie etwas kulanter sind, selbst wenn keine Plätze mehr frei sind. Ob du einen Studienplatz bekommen wirst oder nicht hängt allerdings in den meisten Fällen – unabhängig von der Wahl der Schule – voll und ganz von deiner Mappe ab.
Von Vorteil ist es wenn du Bilder, Fotos, Skizzen, Malerei, Videos, Collagen, Gebasteltes, Genähtes etc. in deine Mappe aufnimmst. Es sollten nicht unbedingt ausschließlich Arbeiten von letzter Woche sein, sondern ruhig Arbeiten, die du über einen längeren Zeitraum angefertigt hast. Mein ältestes Bild ist ca. 8 Jahre alt. Lass dich aber auch nicht abschrecken, wenn du erst vor kurzem die Kunst für dich entdeckt hast, denn dich wird keiner Fragen wann du welche Arbeit gemacht hast. Bei staatlichen Schulen hast du meistens nicht mal die Gelegenheit zu deiner Mappe etwas zu sagen und bei privaten Schulen wollen sie eher etwas über dich wissen und was genau du dir bei der Mappe gedacht hast (zumindest nach meiner Erfahrung).
Mappen-Vorbereitungskurse
Hilfreich sind auch sogenannte Mappen-Vorbereitungskurse, die können im Monat zwischen 20 und 150 Euro kosten. Es macht keinen Sinn zu viel Geld dafür auszugeben, denn im Endeffekt zählt deine eigene Kreativität und das kann mit keinem Geld erkauft werden. Ein Kurs lohnt sich aber trotzdem auf jeden Fall! Ich habe auch einen Monat lang so einen Kurs besucht – für 30 Euro bei einem Künstler. Es war super, der Künstler hat mir viel geholfen mit der Gestaltung meiner Mappe. Manchmal ist es nur ein Strich, der gemacht werden muss oder eine andere Farbe, die gesetzt werden muss und dann ist deine Arbeit „gerettet“. Ich habe mir mehrere Ateliers angeguckt und dann ein kleines Atelier in Schöneberg, ganz versteckt in einem Hinterhof, ausgesucht. Der Künstler war mir sofort sympathisch, sein erster Satz war „Ich werde dir hier kein Zeichnen beibringen, sondern ich werde dich auf die Schule bekommen, die du willst!“. Und er hatte Recht, ich habe keine Vasen zeichnen müssen oder ähnliches. Ich brachte gleich zu Beginn meine komplette Mappe mit und nicht nur ein paar Arbeiten zum Vorzeigen, denn auch dem Künstler musst du deine Mappe erstmal zeigen und danach wird entschieden, ob der Künstler mit dir arbeiten wird oder nicht. Das kann man als einen kleinen Vorgeschmack sehen auf die eigentliche Bewerbung an der Kunstschule. Der Künstler hat sich meine Arbeiten in Ruhe angeguckt, aussortiert und umgedreht und was nicht noch alles.
Nach einer halben Stunde war meine Mappe völlig auf den Kopf gestellt und ich hatte schon angefangen ein paar Arbeiten neu zu gestalten oder mit seinen Empfehlungen und meinen Vorstellungen abzuändern. Ich bereue es, dass ich nicht früher hin gegangen bin und diesen Kurs auf den letzten Drücker angefangen habe, denn es wäre sicher noch mehr rauszuholen gewesen.
Sei vielseitig und finde dein persönliches Thema
Wie schon angedeutet, es ist von Vorteil vielseitig in der Mappe zu sein. Es bedeutet nicht, dass du verschiedene Sachen wie Malerei und Fotografie unbedingt mit einbringen musst, sondern dass du vielseitig bei deinen Arbeiten sein sollst. Lass dich bei deiner Mappe von Künstlern inspirieren, aber sei vorsichtig, dass du keine Kopien oder Plagiate erstellst - das möchte keine Schule sehen! Es ist nicht schlimm, wenn du keine Handschrift in deinen Arbeiten hast, aber es sollte dich schon widerspiegeln, also deine Kreativität und keine Nachahmung. Was gut ankommt, ist ein Thema in eurer Mappe, das sich über 20 Arbeiten zieht. Eine Freundin hatte das Thema „Um die Ecke“ und fügte viele Skizzen, Malereien, Fotografien und Collagen bei, die alle etwas damit zu tun hatten, dass um die Ecke geschaut werden kann oder etwas um die Ecke steht oder das gleich eine Ecke kommen könnte. Es muss keine super außergewöhnliches Thema sein, wie ein Tag im Märchen Horror Circus oder sonstiges. Etwas Ausgefallenes ist natürlich auch cool, aber das ist jedem selbst überlassen.
Mein größter Tipp ist, versuche es auf jeden Fall und bewirb dich. Wenn du schon den Gedanken hast an eine Kunstschule zu gehen, ist das etwas, was andere nicht haben und das ist viel wert. Sei du selbst und leb dich in deiner Mappe aus, hab keine Angst etwas Neues zu probieren und wenn es beim ersten Mal nicht klappt, dann lass dich nicht verunsichern. Mach ein Mappen-Vorbereitungskurs und bewirb dich noch mal und noch mal, denn ein Kunststudium ist für einen selber so wertvoll und wundervoll, ich würde für nichts auf der Welt Kunst gegen Ingenieurwesen oder etwas Anderes eintauschen.
Viel Spaß beim Erstellen der Mappe und viel Glück bei der Prüfung!
Kristina H. (22), Kommunikationsdesign, Berlin
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