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Ein Praktikum eröffnet vielen Studierende den ersten echten Blick in die Berufswelt. Hier ergeben sich idealerweise spannende Chancen, neue Kontakte und vielfältige Perspektiven.

Allerdings erfüllt leider nicht jedes Praktikum den Anspruch, wirklich etwas zu lehren. Manche dienen den Unternehmen eher als billige Arbeitskraftreserven, andere sind organisatorisch zu schwach betreut.

Sind die bestehenden Unterschiede bekannt und gehen die jungen Menschen gut vorbereitet in die Auswahl ihres Praktikumsplatzes, steigern sie die Wahrscheinlichkeit für eine wertvolle Erfahrungen statt einer großen Enttäuschung.

Pflicht oder freiwillig? Das sind die rechtlichen Unterschiede

Das deutsche Arbeitsrecht unterscheidet klar zwischen Pflicht- und freiwilligen Praktika. Pflichtpraktika stellen einen festen Bestandteil der Studien- oder Prüfungsordnung dar. Bei diesen gibt es in der Regel keinen Anspruch auf Vergütung.

Bei freiwilligen Praktika sieht das anders aus: Dauern diese länger als drei Monate, greift der gesetzliche Mindestlohn. Seit Januar 2025 liegt dieser bei 12,82 Euro pro Stunde. Die Regelung schützt Praktikant:innen vor kostenloser Dauerarbeit und verschafft ihnen außerdem mehr Planungssicherheit.

Die Dauer des Praktikums hat ebenfalls rechtliche Folgen. Bei kurzen Orientierungspraktika bis zu drei Monaten entfällt die Mindestlohnpflicht. Erst mit längeren Einsätzen entsteht der Anspruch. Diese klare Grenze ist für viele Studierende entscheidend, wenn sie verschiedene Praktikumsmöglichkeiten miteinander vergleichen.

Die eigenen Rechte kennen: Arbeitszeiten, Pausen und Verträge

Neben der Vergütung spielen selbstverständlich die Arbeitsbedingungen eine große Rolle. Das Arbeitszeitgesetz gilt auch im Praktikum. Mehr als acht Stunden pro Tag oder 48 Stunden pro Woche sind nicht erlaubt.

Bei einer Arbeitszeit von mehr als viereinhalb Stunden besteht ein Anspruch auf mindestens 30 Minuten Pause, ab sechs Stunden auf 60 Minuten. Diese Vorgaben sollten bekannt sein und bewusst eingehalten werden, um Überlastungen vermeiden zu können.

Ein weiterer Punkt ist der Vertrag. Er sollte schriftlich vorliegen und klare Angaben zu Dauer, Aufgaben, Vergütung und auch zum Thema Kündigung enthalten. Gerade bei freiwilligen Praktika ist eine solche Absicherung wichtig, da sie rechtlich einem normalen Arbeitsverhältnis ähneln. Pflichtpraktika sind allerdings stärker durch die Studienordnung bestimmt, weshalb häufig zusätzliche Absprachen sinnvoll sind.

Die richtigen Fragen stellen: Praktikum kritisch prüfen

Bevor die Unterschrift unter den Vertrag für das Praktikum gesetzt wird, lohnt es sich, einige Kriterien genauer zu hinterfragen:

  • Welche Aufgaben sind konkret vorgesehen?
  • Gibt es eine feste Betreuungsperson im Unternehmen?
  • Werden die Lernziele klar benannt oder bleibt vieles vage?
  • Ist die Vergütung geregelt, auch wenn nur in Form einer Aufwandsentschädigung?
  • Werden Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen und Versicherungsschutz detailliert erklärt?

Die Studierenden sollten außerdem im Vorfeld recherchieren, welche Erfahrungen frühere Praktikant:innen in dem Unternehmen gemacht haben. Erfahrungsberichte in Foren oder auf Bewertungsportalen liefern wertvolle Hinweise darauf, ob eine Firma ihre Praktika sinnvoll gestaltet oder eher nach billigen Arbeitskräfte sucht.

So sieht Fairness in der Praxis aus

Wird ein Praktikum geplant, ist es sinnvoll, vorab eine kleine Checkliste zu erstellen: Vertrag gründlich lesen, offene Fragen klären, die Studienordnung prüfen und auch mögliche Zusatzleistungen wie Fahrtkostenerstattung ansprechen.

Ein klarer Austausch mit der Betreuungsperson im Unternehmen erleichtert den Einstieg. Darüber hinaus lohnt es sich, alle Aufgaben und Stunden zu dokumentieren. Dies hilf sowohl bei den Nachweisen für die Hochschule als auch, falls es zu Unstimmigkeiten kommt. Es sorgt außerdem für einen Überblick über das eigene Lernen und die gesammelten Kompetenzen.

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